Mit dem Wandel von Schule zum Lern- und Lebensort weitet sich das Spektrum der schulischen Aktivitäten aus und erfordert räumlich veränderte Konzepte, die auf aktuelle pädagogische und stadtplanerische Vorraussetzungen reagieren. Der Entwurf ist ein Prototyp für zukunftsfähigen Schulbau im urbanen Raum.

Unsere Schule ist kein geschlossenes System. Sie öffnet sich der Stadt und die Stadt der Schule. Durch die Verschränkung von schulischen Aktivitäten und Freizeitaktivitäten entsteht ein vielfältiges Lernhaus für Schüler und Anwohner. So wird der ehemalige Speisesaal zum Kiezcafé und die Aula nicht nur zum Herzstück der Schule, sondern des Quartiers.

Durch einen komprimierten Grundriss und die vertikale Organisation des Entwurfs bleibt mehr Freiraum bestehen. Dieser öffentliche Pausenhof ist für jeden jederzeit zugänglich. Auf dem Schulstadtplatz entsteht ein Ort der Begegnung, eine Schaubühne des von- und miteinander Lernens.

Raumkonzept

Das Gebäude erstreckt sich über neun Geschosse und basiert auf einer einfachen Grundrissidee, die sich stapeln und drehen lässt. So gibt es einen zentralen aussteifenden Kern, welcher alle notwendigen Funktionen beinhaltet. Ringförmig um diesen angeordnet befinden sich die Funktionsflächen.

Das zentrale Element ist eine vertikal gedachte Pausenhalle mit Außenfläche, die als kontinuierliches Raumgefüge von der Aula bis auf den Dachgarten führt. Sie dient als Erschließung und verbindet die einzelnen Geschosse.

Dieser Aktivbereich ist der laute, kommunikative Teil des Gebäudes. Hier dreht sich alles um Freizeit, Bewegung und Spiel. Große Treppen, Kletterwände und Rampen laden zum spielerischen Bewegen durch das Haus ein. Analog zum Aktivraum, dienen Terrassen auf jedem Geschoss als Pausenhof für die Schüler und bilden einen öffentlichen Aufgang aufs Dach. In den ersten drei Etagen befinden sich die Funktionen, welche von Schülern und der Öffentlichkeit gleichermaßen genutzt werden können. So sind hier beispielsweise die Mensa, die Fachräume für Kunst und Musik oder auch der Therapiebereich zu finden. Auf den Geschossen Drei bis Neun bilden, die als Stammgruppen angeordneten, Klassenräume das “Schulhaus”.

Eine Stammgruppe ergibt sich aus vier Klassenräumen, flexibel zuschaltbaren Multifunktionsräumen und einem Teambereich. Der ruhigere Stammgruppen- und der Aktivbereich werden durch den zentralen Funktionskern räumlich separiert. Lern- und Kochwerkstätten, sowie ein Café mit Gemeinschaftsgarten und Dachterrasse bilden den Abschluss des Gebäudes.

Die Frei- und Unterrichtszeit sind im Konzept der Ganztagsschule miteinander verschränkt. Mit der Aufteilung in einen lauten, kommunikativen Bereich und einen geschützten Identifikationsort für die Schüler ist es somit möglich, Freizeit und Unterricht parallel zu gestalten und Flächen sinnvoll zu teilen.

Schlüsselthema Gesundheit

Die Schule ist ein lebendiger Ort und Bewegung hat bewiesenermaßen einen positiven Einfluss auf Konzentrationsfähigkeit und Lernen. Aus diesem Grund möchten wir den Fokus dieser Schule gezielt auf Gesundheit und Bewegung lenken und körperliche Aktivität in den Schulalltag integrieren.

Die Erschließung ist demnach so gestaltet, dass die Kinder zum Bewegen animiert werden unter anderem durch viele Treppen, Klettermöglichkeiten, Rampen und Schrägen. Der Aufzug soll im besten Falle kaum benutzt werden. Durch Blickbeziehungen durch das Gebäude soll so auch das Zuschauen ermöglicht werden. Auch auf den Terrassen, auf dem Hof und auf dem Dach gibt es daher ein breites Angebot für Spiel und Spaß. Große Glasscheiben auf Erdgeschossniveau ermöglichen Einblicke in die Sporthalle, wecken das Interesse der Öffentlichkeit und lassen Passanten spontan zu Zuschauern werden.

Doch nicht jeder mag es gerne laut und offen, und gerade zum Lernen und für die Konzentration ist es wichtig, auch geschützte, ruhige Bereiche zu haben. Für diese Atmosphäre sorgt ein Ruhebereich auf jedem Klassenzimmergeschoss. Hier gibt es Nischen und Höhlen, gemütliche Sitzmöglichkeiten und Raum zum Entspannen und für konzentriertes Lernen. Neben Bewegung ist Ernährung ein zweiter zentraler Aspekt in diesem Gebäude. Mit dem Gemeinschaftsgarten auf dem Dach und der „Lernwerkstatt Kochen“ soll den Kindern schon von klein auf ein Bewusstsein für Essen und Lebensmitteln und für die Umwelt vermittelt werden. Den Kindern soll hier die Faszination der Natur nähergebracht werden, denn gerade in urbanen Gebieten droht dieser Bezug immer weiter verloren zu gehen. Nicht umsonst spricht man auch von Raum, dem dritten Pädagogen. Der gebaute Raum hat insbesondere bei Schule einen starken Einfluss, vielleicht schon eine pädagogischen Funktion, auf die Kinder.

Gerade deshalb ist der Einsatz von nachhaltigen Materialen, insbesondere für konstruktive Elemente, bei einem Prototyp einer innerstädtischen, zukunftsfähigen Schule unserer Meinung unverzichtbar und sorgt gleichzeitig für ein hervorragendes Raumklima.  So kommen in unserer Schule neben den offensichtlichen konstruktiven Holzelementen auch für den weiteren Ausbau Materialien wie Lehm für die Innenwände oder Linoleum als robuster und trotzdem natürlicher Fußbodenbelag zum Einsatz.

Fassade

Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt von dem Wechselspiel aus transparenten und opaken Teilen, die sich wie zwei Spiralen ineinander verstricken. Die spiralisierende Bewegung der Räume wird so in der Fassade ablesbar und verleiht dem Gebäude seinen einzigartigen Charakter.

Der verglaste, transparent gestaltete Bereich bricht den monolithischen Charakter. Die einzelnen Glaspaneele sind 3,40m hoch und 1,00m breit und bilden mit einer Isolierverglasung eine gute thermische Hülle. Die Glasfassade sorgt für größtmögliche Belichtung der Räume, sowie für weite Ausblicke in die Umgebung. Durch große Öffnungen kann der Außenbereich zum angrenzenden Innenbereich zugeschaltet werden.

In den opaken Teilen wird die Hülle wie eine Wand ausgebildet. Gedämmte Holzrahmenelemente bilden Wände in der Stützenebene aus und werden mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Holzfassade verkleidet. Gezielte Öffnungen in der Fassade sorgen für ausreichend Tageslicht und schaffen gleichzeitig Sitz-, Arbeits- oder Entspannungssituationen für die Nutzer.

Tragwerk

Das Tragwerk des 36,00m hohen Turmes bildet ein konventioneller Skelettbau, basierend auf einem Achsraster von 8,00m x 8,00m und einem zentralen Betonkern von 6,50 x 8,50m. Dort wo es möglich ist, kommt Holz als tragendes Material zum Einsatz. Massive Haupt- und Nebenträger aus Holz bilden die Deckenkonstruktion, welche größten Teils durch Holzstützen mit einem Querschnitt von 0,45m x 0,45m getragen wird. Nur im Außenbereich werden, bedingt durch die Witterungsbedingungen und die enorme Knicklänge, quadratische Stahlstützen eingesetzt.

Der Kern beinhaltet alle Versorgungsstränge, Feuertreppen und Aufzüge sowie die technische Infrastruktur. Das Raster ergibt sich aus der Größe eines Klassenraumes, der als fixe Einheit genau ein Feld füllt. Der Skelettbau und die zentrale Erschließung in und um den Kern ermöglichen eine flexible Raumgestaltung, eine Varianz der Raumgrößen im Inneren und eine hohe Wandelbarkeit. So können die Einbauwände bei einer zukünftigen Umnutzung des Gebäudes einfach demontiert werden und somit ist mit diesem System eine komplett neue Raumstruktur möglich.

Auch kann die Konstruktionsweise, dank ihrer Modularität an verschiedenen Standorten zu individuellen Lösungen führen. Sie ist somit als System, je nach städtebaulicher Situation, anpassbar.

With: Lisa van Heyden, Maire Cordts, Max Pfeffer