Das GRW-Projekt „Museumspavillon und Wissenspfade“ wird in einem partizipativen und transdisziplinären Prozess aus der Universität heraus konzipiert. Es ist ein zukunftsweisendes Pilotprojekt für eine nachhaltige und klimagerechte Planungs- und Baupraxis und soll baulich, konstruktiv und prozessual neue Standards etablieren. Als Reallabor für das Planen und Bauen in den planetaren Grenzen werden innovative und experimentelle Lösungen entwickelt und umgesetzt, das Projekt basiert auf und kooperiert mit Forschungen verschiedener Fachgebiete der TU Berlin.
Interviews von Sina Jansen

Für die notwendige Transformation des Bausektors braucht es auch eine neue Planungskultur. Das Bauvorhaben wurde von der Initiierung, über die Konzeption, Planung und Umsetzung in einem partizipativen, transdizsziplinären Prozess aus der Universität heraus entwickelt. Das Projekt öffnet Schnittstellen zwischen Lehre, Forschung und Praxis.
Reallabor für das Planen und Bauen in planetaren Grenzen
Der Pavillon ist Leuchtturmprojekt für das Bauen in Kreisläufen und wird vollständig aus wiederverwendeten Bauteilen und nachwachsenden Rohstoffen als ressourcen-positives Gebäude realisiert. Anspruch der Planung ist die Entwicklung und Umsetzung innovativer, konstruktiver Lösungen für das Bauen mit wiederverwendeten und verwerteten Baustoffen. Ein reversibles und stahlarmes, additives Tragsystem mit optimierten Querschnitten, basiert auf dem Einsatz von Altholz, die weitspannenden Gitterträger werden gleichzeitig zum gestalterischen Element. In Kooperation mit dem Bezirk wird eine exemplarische Wertschöpfungskette Altholz skizziert und anfallende lokale Abfallstoffe zu Baustoffen im Bauvorhaben. Mit der fliegenden Gründung wird eine neuartige Beton- und Stahlarme Gründungsform aus Recycling-Materialien geplant und realisiert.
Das Museum wird als LowTech Gebäude konzipiert und ein adaptives Betriebssystem entwickelt. Ein angemessener Glasanteil und Textilfassade vermitteln ganzjährig im Spannungsfeld zwischen optimalem Wärmeschutz im Winter, unerwünschten Gewinnen im Sommer, Tages- und Kunstlicht. Klimasteuernde Materialien wie Lehm, Naturfaserdämmung und Holz ermöglichen die Reduzierung des Lüftungs- und Klimatisierungsbedarfes auf ein Minimum – auf diese Weise werden aktuell etablierte, technikzentrierte Standards im Bauwesen hinterfragt und auf Lüftungs- und Klimatechnik verzichtet.

Das Gebäude wird fast vollständig aus wiederverwendeten Abfallstoffen, Rezyklaten, konzipiert und errichtet. Es öffnet Wertschöpfungsketten und schließt Stoffkreisläufe im Bezirk Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf. Leitthema der Planung ist die Verwendung von Altholz in Tragwerk und Ausbau. Ein anspruchsvolles, reversibles, weitspannendes Tragwerk mit Gitterträgern ermöglicht den Einsatz und vollständige Umsetzung aus Altholz.
Durch das Konzet der “Fliegenden Gründung” können erdberührender Bauteile reduziert werden, auf Zement und Beton weitestgehend verzichetet und Recycling-Beton eingesetzt werden.

In Kooperation mit dem Bezirk Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf und Forschungsvorhaben an der TU Berlin skizziert das Projekt eine Wertschöpfungskette zur vereinfachten Wiederverwendung von Recycling-Materilien in öffentlichen Bauprojekten.
Reallabor – Methodenentwicklung für den Bausektor
Für die KreislaufBAUWirtschaft und massive Reduktion der Inanspruchnahme stofflicher Ressourcenbenötigt es neben technischer Innovation auch auf prozessualer Ebene Anpassungen: Aktuell brauchen Neuerungen von der Grundlagenforschung bis zur Marktreife viele Jahre. Zur Erreichung der Klimaziele im Bauwesen bis 2050 bedarf es dringend methodischer Ansätze um Innovationsschübe in allen Bereichen – von der Material- und Konstruktionsentwicklung bis zur kreislaufgerechten Konzeption und Anpassungsfähigkeit von ganzen Gebäuden – zu ermöglichen.
Das Projekt als Reallabor leistet hier notwendige Grundlagenarbeit und eröffnet Handlungsoptionen für eine angewandte, beschleunigte Forschung und Entwicklung, Umsetzung und Bewertung experimenteller Ansätze im Bausektor. Die Legitimation der Planung durch Forschung definiert Experimentierräume, die die Anwendung innovativer Lösungen im stark regulierten Bausektor ermöglichen. Das Projekt fungiert als Blaupause für vereinfachte Initiierung, Entwicklung und Durchführung transformativer Ansätze.

Weiterführende Projektinformationen und Links
“Pavillon und Wissenspfade” – Die offizielle Projekt-Website der TU Berlin finden Sie hier.
Mit aktuellen Informationen zum Vorhaben, der inhaltlichen Konzeption & geplanten Ausstellungsnutzung, dem Projekt-Schaufenster – ein Ausstellungsraum im Hauptgebäude der TU Berlin – das Uni_versum, sowie allen bisherigen Lehrveranstaltungen aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur, Bauingenieurwesen, Bühnenbild & Szenischer Raum uvm.
Die Vorplanung des Bauvorhaben von Hochbau und Landschaft wurde von Studierenden der TU Berlin in verschiedenen aufeinander folgenden Lehrveranstaltungen entwickelt. Seit 2019 fanden am Institut für Architektur am Natural Building Lab in Kooperation mit den Fachgebieten Landschafts- und Objektbau, dem Fachgebiet Entwerfen und Konstruktion – Verbundstrukturen sowie dem Fachgebiet Habitat Unit, Lehrveranstaltungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten statt. Diese flossen alle in die Vorplanung ein, die abschließend von dem interdisziplinären Projektbüro erarbeitet und im April 2022 an die beauftragten Planer:innen übergeben wurden.
2019/20: “Citizen’s University”, MA Studio, Kooperation mit Fachgebiet Entwerfen und Konstruktion – Verbundstrukturen, Prof. Volker Schmied. Alle Informationen finden Sie hier.
2021: “Science Gallery”, MA Studio, Kooperation mit Landschafts- und Objektbau, Prof. Stefan Reimann. Alle Informationen finden Sie hier.
2021/22: “Projektbüro”, MA Seminar, Kooperation mit Landschafts- und Objektbau, Prof. Stefan Reimann und FG TEK, Prof. Wolff. Alle Informationen finden Sie hier.